Sonderausstellung im Deutschen Schiefertafelmuseum eröffnet: „Der andere Arndt“

Sonderausstellung im Deutschen Schiefertafelmuseum eröffnet: „Der andere Arndt“ – Bauhaus-Architekt Alfred Arndt und seine Leidenschaft für Schieferhäuser
Ludwigsstadt – Am vergangenen Freitag wurde im Deutschen Schiefertafelmuseum in Ludwigsstadt eine außergewöhnliche Sonderausstellung eröffnet. Unter dem Titel „Der andere Arndt“ widmet sich die Schau dem vielseitigen Werk des Bauhaus-Architekten Alfred Arndt (1898–1976), der vor allem als Architekt des berühmten „Haus des Volkes“ in Probstzella bekannt ist.
Während Arndt in seinen Bauhaus-Arbeiten vor allem weiche, organische Formen in gedämpften, dunklen Farbtönen bevorzugte, zeigt die Ausstellung einen ganz anderen Aspekt seines Schaffens: Seine Fotos und detailreichen Zeichnungen von dekorierten Schieferhäusern aus dem Thüringer Schiefergebirge und dem Frankenwald. Diese Werke entstanden überwiegend zwischen Ende der 1930er Jahre und 1945 und spiegeln Arndts frühes Interesse an traditioneller Handwerks- und Volkskunst wider.
Besonders fasziniert war Alfred Arndt vom Naturprodukt Schiefer und der Kunst der Schieferdecker. Obwohl Schiefer kein typisches Material der Bauhaus-Moderne ist, integrierte er ihn vielfach in seine Architekturpläne. Auch die traditionelle Stanniolmalerei an den Gebäuden zog sein kulturhistorisches Interesse auf sich. Gemeinsam mit einem Lehrling fertigte er im Winter zahlreiche Bauaufnahmen an – meist als Mischtechnik: Architekturzeichnungen in Tusche mit aquarellierter Ausmalung. Neben kolorierten Gesamtansichten entstanden zahlreiche Detailstudien von Fassaden und anderen Architekturelementen mit hohem kultur- und heimatgeschichtlichem Wert.
Ergänzt werden die Zeichnungen durch eine Vielzahl von Schwarzweiß-Fotografien, die heute oft verschwundene Gebäude dokumentieren. Die Motive stammen vor allem aus dem Gebiet um Probstzella, Gräfenthal sowie aus dem Landkreis Kronach (mittleres Haßlachtal um Pressig und Neukenroth). In dieser Region war die Stanniolmalerei als Schmuck auf verschieferten Hausfassaden weit verbreitet. Bei dieser Technik werden Ornamente, Figuren oder Schriftzüge aus Stanniol (Zinnfolie) mithilfe von Schablonen ausgeschnitten und mit Leinölfirnis auf den Schiefer geklebt – eine seit dem 17. Jahrhundert belegte Methode, deren ältestes Beispiel ein Giebel aus Zeyern von 1673 ist, der heute im Museum zu sehen ist.
Die ausgestellten Arbeiten zeugen von Arndts akribischer Detailversessenheit: Keine Dachdeckung wurde schematisiert, jede einzelne wurde nach Originalbefund wiedergegeben. Die Ausstellung bietet damit nicht nur einen kunsthistorischen Einblick in das Werk eines bedeutenden Bauhäuslers, sondern auch einen wertvollen Beitrag zur regionalen Bau- und Volkskunde.
Zur feierlichen Eröffnung am Freitag fanden sich zahlreiche Gäste ein, darunter auch der 1. Bürgermeister der Stadt Ludwigsstadt sowie der Beigeordnete der Stadt Gräfenthal. Bis zum 6. Oktober sind die Werke während der regulären Öffnungszeiten (Dienstag bis Sonntag, 13 bis 17 Uhr) im Deutschen Schiefertafelmuseum zu sehen. Ein besonderes Highlight für Besucher: Sie können selbst an einem historischen Pantographen (Storchenschnabel) ausprobieren, wie man Bilder verkleinert.
Mit dieser Ausstellung würdigt das Museum nicht nur das künstlerische Erbe Alfred Arndts, sondern auch die einzigartige Kulturgeschichte des Schiefers und seiner kunstvollen Verarbeitung.
Kontakt:
Deutsches Schiefertafelmuseum Ludwigsstadt
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 13–17 Uhr
www.schiefertafelmuseum.de