Zukunftskonferenz im länderübergreifenden fränkisch-thüringischen Geopark Schieferland
Im Haus des Volkes in Probstzella arbeiten die Akteure aus drei Thüringer und drei fränkischen Landkreisen am Managementplan für den Geopark
Zukunftskonferenz im länderübergreifenden fränkisch-thüringischen Geopark Schieferland
Im Haus des Volkes in Probstzella arbeiten die Akteure aus drei Thüringer und drei fränkischen Landkreisen am Managementplan für den Geopark
Saalfeld. Am vergangenen Freitag, 4. März, trafen sich die Akteure aus den sechs am Geopark Schieferland beteiligten Landkreisen im Haus des Volkes in Probstzella, um den Managementplan für den länderübergreifenden Schieferpark vorzubereiten – und damit am selben Ort, wo 2019 das zehnjährige Jubiläum gefeiert wurde. Die Konferenz fand im Bewusstsein der Kriegsereignisse in der Ukraine statt. Stellvertretend für die Gedanken der Anwesenden erinnerte Landrat Marko Wolfram, dass man hier, am ehemaligen Eisernen Vorhang, besonders betroffen sei, dass Putin jetzt den Eisernen Vorhang zur Ukraine hin verschoben hatte. „Das zeigt uns umso mehr, dass wir hier am Grünen Band den richtigen Weg eingeschlagen haben, die Zusammenarbeit der sechs Landkreise auf beiden Seiten der ehemaligen innerdeutschen Grenze zu vertiefen. Wir haben hier ein Miteinander, wie wir es uns überall auf der Welt wünschen.“
Als Vorsitzender des Vereins Geopark Schieferland in Thüringen ließ er in Abstimmung mit dem Hofer Landrat Dr. Oliver Bär, dem Vorsitzenden des fränkischen Geopark-Vereins, die bisherige Geschichte des Geoparks Revue passieren. Mit der im Jahr 2019 erfolgten Zertifizierung des länderübergreifenden Geoparks Schieferland hatten die Mitglieder zum zehnjährigen Bestehen ein besonderes Geburtstagsgeschenk bekommen. Zugleich hatte die Deutsche GeoUnion Potsdam die Verpflichtung zur Vorlage eines Managementplans bis zum Herbst 2022 mitgegeben. „Damit besteht die Notwendigkeit, bisherige Defizite zu analysieren und neue Handlungsspielräume auszuloten“, beschrieb er den Zweck der Zukunftskonferenz in Probstzella. Dabei erweise sich der Geschäftsführer des Thüringer Vereins, Andreas Gliesing, als wichtige Triebfeder. Dieser lobte die Zukunftskonferenz „als ein gemeinsames Projekt beider Geopark-Vereine und als beispielgebend für die Zusammenarbeit in der Region“.
Als Vertreter der beiden Umweltministerien von Thüringen und Bayern überbrachten Ministerialrat Prof. Martin Feustel und Landesregierungsdirektor Dr. Roland Eichhorn die Grüße und Unterstützung ihrer Minister Anja Siegesmund und Thorsten Glauber. Seit 2018 habe das Land Thüringen enorme Projektfördermittel zur Unterstützung der Geoparke bereitgestellt, erläuterte Feustel. Und er hatte dazu eine gute Nachricht, denn man arbeite daran, den Abruf der Fördermittel zu vereinfachen und Verwaltungskosten pauschal zu fördern. „Mit der Vernetzung und gegenseitigen Stärkung können im Geopark die Neugier geweckt werden und das Wissen um den Bergbau aus dem Nischendasein herausgeholt werden.“
Dr. Roland Eichhorn, der Abteilungsleiter des geologischen Dienstes beim Bayerischen Landesamt für Umwelt in Hof, hat nicht nur seinen Dienstsitz im Geopark, er war selbst am Zustandekommen des Geoparks beteiligt. „Als der damalige Umweltminister Dr. Werner Schnappauf im Jahr 2007 die Gründung des Geoparks unterstützte, war ich sein Pressesprecher und habe die entsprechende Pressemitteilung verfasst“, erzählte er schmunzelnd.
In drei Themengruppen befassten sich die Tagungsteilnehmer mit Geo-Tourismus, Geo-Bildung und Geo-Potenzialen. Unterstützend wirkten dabei das Erfurter Planungsbüro IPU GmbH und zwei hochrangige Gäste: Dr. Wolfgang Reimer und Dr. Christof Ellger. Reimer, Geschäftsführer des GKZ Geokompetenzzentrums Freiberg, zeichnete ein umfassendes Bild über die Möglichkeiten der Vernetzung mit den europäischen Geoparks. Angesichts der vielfältigen europäischen Fördermöglichkeiten empfahl er die Förderung von Sprachkompetenzen, um den heimischen Geopark in die vielfältige Landschaft der europäischen Schieferregionen einzubetten. „Nehmen Sie die Bürger vor Ort als tragende Säule des Geoparks mit.“ Exemplarisch bedankte sich Dr. Oliver Bär bei dem Gast aus Sachsen, „dass Sie uns zu den europäischen Fördertöpfen in Millionenhöhe führen.“
Mit seinem Vortrag „Geologische Bildung heute. Situation und Abhilfe“ lieferte Dr. Christof Ellger einen Einstieg in das Thema Geo-Bildung. Als Geschäftsführer der GeoUnion Alfred-Wegner-Stiftung Potsdam und damit der Einrichtung, die bundesweit für die Geopark-Zertifizierung zuständig ist, wirkte praktisch der „oberste Zertifizierer“ an der Entstehung des Managementplans mit. In seinem kritischen Blick stellte er einen „Verlust an Wissen über geologische Zusammenhänge fest“ – plastisch dargestellt an der Hochwasserkatastrophe vom vergangenen Jahr im Ahrtal. Und er plädierte dafür, dringend der Erosion am geowissenschaftlichen Wissen in der Gesellschaft entgegenzuwirken. Die Geowissenschaft müsse innerhalb des Geographie-Unterrichts gestärkt werden und die heutige Geographie müsse von der heutigen sozialwissenschaftlichen Orientierung wieder mehr zum naturwissenschaftlichen Fach unterrichtet werden. Positiv sieht er, dass man darüber mit der Kultusministerkonferenz in der Diskusison sei. „Denn die Geographie ist eigentlich das richtige Fach zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung.“. Es bedürfe mehr „Geo“ in der Schule. „Und um die Defizite in den Geowissenschaften zu beheben, braucht es die Geoparks!“, so sein Plädoyer.
In den Themengruppen wurden erste Ergebnisse erarbeitet, die detaillierten Ergebnisse der Arbeitsgruppen werden jetzt vom Planungsbüro aufgearbeitet und fließen in den ausgearbeiteten Managementplan ein, der im Herbst an die GeoUnion Potsdam übergeben wird.
„Es braucht Menschen, die Geologie erklären“, war das Fazit in der Themengruppe Geo-Bildung. So könne Bildung für eine nahhaltige Entwicklung, Begeisterung von Schulklassen, niedrigschwellige Bildungsangebote in den Volkshochschulen oder bei Geowanderungen funktionieren. Beim Geo-Tourismus wurde deutlich, dass die Werbematerialien in allen Regionen ein einheitliches Corporate Design brauchen und dass Erlebnis-Angebote gemacht werden müssen. Umfangreich sind die Herausforderungen, um Geo-Potenziale zu nutzen – etwa, indem man einen Slogan schafft zur Entdeckung der regionalen Küche, wie sich das im benachbarten Franken mit der „Genussregion“ etabliert hat. Zur Nutzung der Potentiale gehört auch die Überarbeitung von Gestaltungssatzungen, um eine Renaissance des Werksteins Schiefer zu erreichen, neue Verwendungsmöglichkeiten zu prüfen. Setzen sollte man auf eine Inwertsetzung des Produkts Schiefer mit seiner günstigen Umweltbilanz.